2012 Zu wenig und zu viel
Wir erleben es tagtäglich auf unserer Welt: Das Schöne und Gute, das Schlechte, die Unzufriedenheit, die Jagd nach dem Glück. Ja, das Glück, in welcher Erscheinungsform kann es uns begegnen? Als kurzes, aufflackerndes Gefühl oder als dauerhafter Zustand? Ist die Voraussetzung dafür materieller Wohlstand, Geld, Besitz? Es handelt sich im allgemeinen Verständnis wohl eher um das, was einem „zufällt“. Mit solchen Fragen beschäftigt sich heutzutage mehr denn je die moderne Glücksforschung, nicht ganz unbeeinflusst von der Neurologie, der Hirnforschung, aber auch der Wirtschaftspolitik. Lassen wir die Theorie beiseite und begeben wir uns auf das Gebiet des Anschaulichen, auf das Theater, das schon immer Menschheitsfragen sichtbar vorgeführt hat, in Gestalt von Personen und deren Eigenschaften. Was führt zu Unzufriedenheit und Unmut? Nicht zuletzt die Gier, ein Laster, eine Todsünde, die zum Sturz des Engels Luzifer führte, denn er wollte das für ihn Unmögliche. Der Wunsch, mächtig wie Gott zu sein, hat auch in der Erzählung vom Fischer und seiner Frau zum Sturz in den Abgrund der Armseligkeit geführt.
Dieser Gier, diesem Laster steht eine sogenannte „Kardinaltugend“ gegenüber: die Mäßigung, das Maßhalten, die Zufriedenheit.
„Wollest mit Freuden und wollest mit Leiden mich nicht überschütten, denn in der Mitten ist holdes Bescheiden“, heißt es in einem bekannten Gedicht.
Der Autor der bairischen Fassung des Themas läßt uns nicht grübeln, hält keine Moralpredigt, sondern führt uns leibhaftige Menschen mit Fleisch und Blut vor, humorvoll, reich an Komik, - so wie es sich eben fürs Theater gehört, denn „All the world is a stage“, „Die ganze Welt ist eine Bühne“ (Shakespeare).
Dr. Marianne Bindl